Wehr und Wasserbauten an Mühlen
Diese Seite soll ein ganz klein wenig die Wasserbaulichen Anlagen an Mühlen erklären.
Nein, vollständig ist die Seite nicht, es ist auch nur ein kleiner Ausflug in dieses hoch komplexe Thema, welches daher hier nur absolut unzureichend dargestellt werden kann.
Doch trotzdem möchte ich nicht missen, wenigsten einen klitzekleinen Ausflug und Einblick in diese Sache zu geben, schließlich sind oft die Wasserbaulichen Anlagen das, was jemanden, der sich für Wassermühlen interessiert, letztendlich zur Anlage des Interesse führt.
Denn irgendwie muss die Wasserkraftanlage der Wassermühle ja seine Energie herbekommen. Dies begint meist mit einer Wasserquelle. Eine Mühlen, wie z.B. die Kumpfmühle in Prien benutzt für die Wasserkraftanlage einen kleinen Bachlauf, der rund 20 (Höhen-)Meter hinter der Mühle entspringt, andere Anlagen nutzen das Gefälle zwischen zwei Seen, wieder andere Mühlen nutzen die Kraft von Flüssen. Bei wieder anderen zapft man größere Bachläufe an Steilen Lagen an, und führt diese zur Mühle.
Daher sollen nun ein paar Bilder folgen und ein paar Bauwerke sollen so dargestellt werden.
Beginnen an kleineren Gewässer an wo das Wasser stromauf angezapft wird. Ein kleiner Stau, oder ein Wasserteiler werden hier eingebaut. Selten sind es richtige Streichwehre. Oft sind es kleine Überfallwehre, oder kleine Schützwehre, die das Wasser im freien Fluss behindern, um es einen Abzweig zu leiten. |
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Weiter mit den Anlagen, die kleinere Gewässer an steilen Hängen anzapfen. Ein kleines Becken, bei anderen Anlagen sogar ein kompletter Teich sind oft vorhanden. Der Teich speichert die Wasserenergie, die dann über das Einlaufwerk abnehmbar ist. Zudem sorgt so ein Teich oder Becken dafür das mit dem meist rasch lfießenden Gewässer mitgerissene Steine sich absetzen können, als auch Schlamm und Sand im Becken oder Teich vom Wasser getrennt werden. |
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Hier nun der Grinneeinlauf von einem künstlich angelegten Spannteich. Wasser, welches der Spannteich nicht fassen kann, fließt über den herabgelassenen Schieber in den Umfluter. Man kann gut erkennen, wie der Schieber in seiner Höhe niedriger ist, als die Bewehrungen des Spannteiches oder die seitlichen Bretter des Gerinnes. |
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Am Gerinne zum Wasserad der Mühle in Nussdorf am Inn kann man gut den Freilauf oder Freischuss erkennen. Voll geöffnet schießt hier das Wasser anstelle zum Rad zum Umflutkanal direkt ins Unterwasser. So steht die Wasserkraftanlage still. Wird dem Gerinne mehr Wasser zugeführt als das Rad fassen kann, so überströmt das Wasser die geschlossene Schützklappe des Freischusses, das Mehrwasser wird über den Umflutkanal dem Unterwasser zugeführt. Hier wird das in der Höhe abgesenkte Seitenbrett des Gerinnes nicht benötigt und der Freischuss dafür benutzt, eine oft anzutreffende Form des Schutzes vor Starkwasser. |
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Andere Freifluter oder Freischuss Einrichtungen sind anders gelagert. Auch wenn das Bild leicht schief ist, zeigt es einen Tieffreifluter. |
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Oft ist der Mühlkanal ein vom natürlichen Wasserlauf abgezweigter künstlich angelegter Wasserlauf. Er reicht vom Wehr dann zur Wasserkraftanlage. Es gibt, wie in Nussdorf am Inn, oft einen recht langen Mühlkanal, den man auch Triebkanal oder Werkgraben nennt. Abgezweigt von einem Hauptwehr wird Wasser in den Triebkanal geleitet, es fließt dann nach und nach vielen am Werkgraben liegenden Wasserkraftanlagen zu, bevor es wieder dem eigentlichen Gewässer wieder zugeführt wird. |
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An eigenen Mühlen muss das Wasser nun durch aufgeständerte Gerinne der Waserkraftanlage zugeführt werden. |
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Ein anderes hoch aufgeständertes Gerinne. Die Ständer sind über den Gerinneträger verbunden. Eine Besonderheit hier ist die komplexe Bauform des Gerinnes, denn auf den normalerweise als Gerinneträgern ausgelegten Querträgern der Ständer liegen hier noch zusätzliche Balken, die die Ständer in Laufrichtung des Gerinnes verbinden. |
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Nicht alle aufgeständerten Gerinne sind hoch aufgeständert. Denn wie das Bild zeigt, gibt es auch tief aufgeständerte Gerinne. Eines davon zeigte das Bild der Mühle von Nussdorf am Inn, sowie hier an einer kleinen Sägemühle. |
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Imposant werden solche Gerinne im Hochgebirge, wo zum Teil durch die tief eingegrabenen Gewässer nur schwer Mühlen direkt angelegt werden können, auch wenn man hier um Teil große Fallhöhen zur Verfügung stehen würden. |
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Moderne Gerinne sind dann meist die Fallrohre der Turbinenanlagen. |
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An Fließgewässern staute man das Wasser auf, um die nötige Fallhöhe für das Wassertriebwerk zu erzeugen. Eine schlichte Bauform des Wehrs war da das Schützenwehr. Eine oder mehrere Schützeklappen verwehrten dem Wasser den freien Abfluss im Strom und lenkte so Wasser in den Mühlkanal. |
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An dieser Mühle sieht man nun ein großes Schützenwehr. Es besteht aus insgesamt fünf gleichgroßen Schützklappen, die eine Wand bilden. Hochwasser kann über Schützklappen hinweg strömen, wobei die eigentliche Stauhöhe wird durch die Schützklappen geregelt. Wasser strömt hier nur im Falle des Hochwassers über die Schütze hinweg, was eigentlich so nicht sein soll, so daß im Falle des Hochwassers mehr Schütze geöffnet werden müssen, um das Mehrwasser abzuführen. |
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Streichwehre hingegen sind typische Stauhöhen unveränderliche Überfallwehrbauten. Die meisten Wehrbauten in Flüssen und wasserreicheren Bächen werden an Stellen errichtet, wo eine natürliche Gefällestufe sowieso als Nutzgefälle baulich ausgenutzt werden kann. Oft muss dann das Wasser durch Kanäle oder Gerinen noch zum Standort der Mühle geführt werden, oft sind aber auch solche Wehre Abgang ganzer Werkgräben, die dann als künstlicher Wasserlauf die Wassertriebwerke am Werkgraben mit Energie versorgen. So werden Streichwehre meist an günstigen natürlichen Standorten errichtet und oft ist das Wasser hinter der Wehrkrone nicht sonderlich tief. |
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Oft befestigte man die Wehrkanten noch mit zusätzlichen Seitenwänden, um den Wasserstrom über das Wehr besser zu leiten, als auch die strömungsungünstigen Kanten des Wehres vor Auswaschungen zu schützen. |
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Große Streichwehre sind heute selten geworden. Viele Standorte sind geschlossen worden, die Mühle wurde abgebrochen und damit das Wehr oft in sogenannte Sohlgleiten oder naturnahe Stromschnellen umgebaut, Dabei sind solche Flußstreichwehre durchaus sehr imposant und erreichen oft auf der Wehrkrone imposante Längeln. Im Bild ein großes Streichwehr in einem Fluß Hessens. Es liegt an einer natürlichen Flussbiegung. Es wurde zunächst leicht schräg dann quer zum natürlichen Strom gebaut, so daß ein Y-förmiger Abzweig zum Mühlgraben erfolgt. Vom Wehr zum Wasserrad sind es nicht mal 10 Meter Mühlgraben, aber der Unterwassergraben vom Mühlrad bis zur Einmündung in den Strom sind dann über 400 Meter Länge. Gut zu erkennen ist die leicht bogenförmigen Wehrkrone, deren Länge rund 75 Meter aufweist. |
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Hier im Bild ist auch das Wehr seitlich zum natürlichen Strom angelegt worden. Eine Spundwand blockierte die einst natürliche Gefällestufe des Bachlaufes und ein Wehr aus groben Steinen mit flacher, zemetierter Wehrkrone leitete das Wasser nun seitlich vom Stau ab. Es umströmt die Mühle in einem Bogen und kommt in kurz hinter der Mühle ins natürliche Bett zurück. Zwar gab es hier schon immer diesen leichten Bogen, den man zum Unterwasser ausbaute, doch erst die Radgassen der Mühle in der eigentlichen Gefällestufe machten diesen Bogen zum Hauptarm des Flusslaufes. |
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Hier nun die recht moderne Anlage an einer Wassermühle. Man sieht das hier seitlich schräg zum Strom eingabute Überfallwehr, ein sogenanntes Stufen- oder Treppenwehr. Es folgt der Große Freifluter, der mit einer großen Schützklappe geschlossen ist. Schräg zu den Schützklappen liegt nun der Rechen, der mit einem Holzdeck belegt ist, damit man diesen leicht reinigen kann. Das Wasser fließt durch den Rechen, der grober und weniger komplex ist, als für Wasserturbinen in das Gerinne zur Radgasse des Wasserrades. Der Rechen kann weniger komplex sein, weil Wasserräder allgemein weniger Probleme mit Schwemm und Schwebstoffen im Wasser haben. |
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Streichwehre sind recht urtümliche Wehrbauten. Sie wurden rasch durch die modernen Stauwehre au Beton ersetzt. Auf einem Grundwerk, welches die Macht des über die Wehrkrone fallendes Wassers dämpfen, um das Unterwassers des Stromes nicht auszuhöhlen. Betonüberfallwehre wie im Bild sind die moderne Form des Streichwehres, wobei meist eine Dammform mit deutlicher Grundstufe benutzt wird. Dieses Wehr steht vollkommen quer zum Strom und blockiert den natürlichen Fluss des Gewässers. In dieser Form stellt dieses Wehr für Gewässer bewohnendes Getier ein unüberwindliches Hinderniss dar, schon allein wegen der senkrechten Stufe über dem Grundbau. Auf der Wehrkrone befinden sich dann einige Nasen, die das überfallende Wasser in einzelene Stöme brechen und teilen, aber auch grobes Treibgut zurück halten, damit es einfacher vom Wasserrechtsinhaber entfernt werden kann. |
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Das große Beilhackwehr an der Prien zweige an dieser einst natürlichen Gefällestufe Wasser für den Priener Mühlkanal ab, der einst 6 Wassertriebwerke mit Energie verorgte. Dabei stellt dieses Überfallwehr die typische Bauform dar: |
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Das Wasser, vom Wehr in den Mühlgraben abgezweigt gelangt meist an der Mühle in ein Einlaufbauwerk. Hier das Einlaufbauwerk an einer Wassermühle. Der Freifluter, um den Mühlgraben trocken zu legen und den Einlaufbau ggf. warten zu können, ist gezogen, Wasser im Graben ist gering, das Leckwasser fließt durch den Freifluter in das Unterwasser ab, als auch die Regulierklappe neben dem Rechen des Turbineneinlaufes ist gezogen, um alles Wasser abzuführen. |
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Der Einlauf in ein Artesisches Bauwerk ist wenig spektakulär. Wasser wird hier über ein Gerinne von einem Gebirgsbach heran geführt und dem Einlaufbauwerk zugeführt. Das Gerinne hat am Einlaufbauwerk eine fehlende Wandseite, damit bei Absperren des Einlaufbauwerks durch den Einlaufschieber das im Gerinne zugeführte Wasser sofort über den Freischuss direkt dem natuürlichen Gewässer zurück zugeführt wird. Auch kann so das Wasser, welches nicht von der Rohrleitung gefasst werdenk ann, über diese Einrichtung abgeleitet werden. Vor dem Regulierschieber des Einlaufes ist nun ein massives Prallgitter in Form eines Horizontalrechens angebracht, dieser verhindert, das grobe Steine, Fallholz oder große Schwemmstoffteile in das Einlaufbauwerk eindringen können. Diese werden sofort an den Freischuss abgeleitet und damit ausgeschwemmt. Zwischen massiven Holzträgern ist dann der Schieber montiert, der das betongefaste Einlaufbecken absperren kann. Dieses lang gestrecke Becken ist im ersten Teil tief angelegt, Wasser strömt ein, bricht sich an einer Wand und muss durch Durchbrüche unter der Wasserlinie in die nächste Kammer überströmen, wo das Wasser dann eine niedrige Wand überströmt und in der letzten Kammer des dreigeteilten Einlaufbaus dann in die Rohrleitungen der Wasserleitung zum Wassertriebwerk einfließen kann. Die erste Kammer bremst die Wucht des Wassers und teilt Schwemm und Schwebstoffe ab, aber auch sehr schwere Stücke sinken hier zu Boden und sammeln sich, diese gelangt nicht in die zweite Kammer. Sand und leichter Kies, der vom Strom erfasst wurde und in die zweite Kammer gelangte, kann sich in diesem Becken nun am Boden absetzen, das Wasser überstömt nun den Barriere zur letzten Kammer. Leichteste Schwebstofe, die es bis hierhin geschafft haben, bleiben hier auf der Wasseroberfläche und gelangen nicht in den tiefer liegenden Einlaufbereich der Rohre, so daß diese Anlage die Aufgabe hat, mölichst viel Vereunreinungungen vom Eintritt in die Rohre fernzuhalten. |
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Eine Besonderheit ist der überströmte Rechen mit Einlaufschacht. Aus Betonbefestigten Röhren gelangt der Bachlauf hier in ein kleines, gefasstes Becken, dessen Mittelachse in Stromrichtung eine Schräge Ablaufrinne bildet. In der Mitte dieser befstigten Rinne befindet sich nun ein betonierter Schacht, dessen obere, schräg nach unten in Flussrichtung abfallende Öffnung hat. Diese trägt einen Metallrahmen, in den ein Klapprahmen eingelassen ist, der nun einen typischen Rechen aus Flacheisen trägt. |
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Letztendlich stellen viele moderne Überfallwehre für die Tiere des Gewässers unüberwindliche Hindernisse dar. Damit nun Tiere das Wehr überwinden können, werden neuzeitlich Umflutungen gebaut, oft fassen diese künstlich angelegten Wasserläufe das Restwasser, welches im natürlichen Gewässer verbleiben muss und leiten dieses um den Wehrbau herum. Die einsitgen stupiden Fischtreppen sind nach und nach zu sich harmonisch in die Landschaft fügende Aufstigshilfen geworden. Künstlich angelegt, wirken sie doch oft eher wie natürliche Wildgewässer, in den Wasser einem Wildbach gleich, durch Becken, Steinstufen und enge Windungen das Gefälle des Staus überwindet. |
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Der Treidelbalken im Einlaufbereich der Obermühle Polling. |
Dies war nun ein kleiner Ausflug in die Wehr und Wasserbauten an Wassermühlen. Es ist wirklich nur ein verschwindend kleiner Teil der komplexen Ingenieurskunst zur Errichtung einer Stau und Wasserkraftanlage, und spiegelt hier nur laienhaft den Umfang dieser Anlagen wieder.
Die Komplexität dieses Themas kann hier gar nicht wieder gegeben werden, dies soll aber auch gar nicht versucht werden, es soll nur eine kleine Abrundung zu den vielen Seiten der Wassermühlen geben, die ich auf meiner Homepage vorstelle.
Es soll einfach auch klar gestellt sein, daß eine Wassermühle ohne Anlagen des Wasserbaus nicht existieren kann und diese nicht immer einfach, oder gar natur gegeben sind. Man hat sich in der Vergangenheit zwar oft an natürlichen Gegenbeiten orientiert, oft genug aber auch richtige künstliche Gewässer angelegt, oder sogar ganze künstliche Bachlaufe zur Versorgung einer Reihe von Wassertriebwerken geschaffen.
Und just diese Dinge sollen hier nicht unerwähnt bleiben, können jedoch nicht wirklich ausführlich behandelt werden. Trotzdem gehören die Anlagen einfach zu den Wassermühlen, ohne sie, gäbe es die Wassermühle nicht.
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