Mühlen

 

Tja, wie kommt jemand wie ich zu einem solchermaßen ´langweiligen´ Interesse? Ich denke es hängt mit meiner Kindheit zusammen.

Meine Kindheit war sehr erlebnisreich und sehr oft war ich in freier Natur unterwegs, eigentlich immer nahe dem Wasser. Schon recht früh kam ich so in Kontakt mit dem durch Wasser angetriebenen Mühlen, die man auf den Wanderungen so zu sehen bekam.

Strötzbacher Mühle
Bild der Strötzbacher Doppel-Mühle mit unterschlächtigen Strauber-Wasserrädern

Das beruhigende Geräusch fließenden Bach oder Flußwassers kenne ich nun schon seit Jahren, es ist für mich zum Teil zum Synonym des fließenden Lebens geworden. Doch nicht nur, denn ein Wasserrad nahm ja den Fluß auf und verwendete diesen für seinen eigenen Nutzen, wie als wenn ein Mensch den Strom des Lebens zum Erreichen seiner Ziele nutzen kann.

Bei uns in der Region sind Wasserräder, deren Schaufeln in den Wasserfluß eintauchen gebräuchlicher. Diese sogenannten Unterschlächtigen Wasserräder sind mir daher geläufiger als die Wasserräder, wo durch einen langen Kanal, den Trog, Wasser von oben her auf das Wasserrad geleitet wurde. Diese oberschlächtigen Wasserräder haben einen höheren Wirkungsgrad und ein ganz anderes Geräusch, als die anderen Räder. Bei mittelschlächtigen Wasserrädern liegt ein Zufluss erhöht an, so daß eben das Wasser oberhalb des unteren Viertel mit Wasser beaufschlagt wird, was ich bisher nur selten gesehen habe.

-unterschächtiges Wasserrad der Ölmühle Walz
Das unterschächtige Wasserrad, Bauart Zuppinger, der Ömühle Walz
Durchmesser rund 5 Meter, bei 1,5 Meter Breite, Leistung knapp 15 kW

Mühlen mit unterschlächtigem Antrieb sind zumeist typisch gelegen. Bei Stromanlagen, die sich der Kraft von breiteren Bächen oder Flüssen bedienen, wird ein Wehr angelegt, über welches das zuviel an Wasser rauschend hinweg strömt. Seitlich ist dann der Mühlkanal angebracht, welches das schneller fließende Wasser dem Mühlrad zuführt. Über ein regelbares Schott oder ein Schütz wurde nun der Zufluß zum und die Drehzahl des Wasserrades begrenzt.

ehem. Aumühle in Bad Schlangenbad
Das riesige oberschlächtige Wasserrad der ehemaligen Aumühle in Bad Schlangenbad
10,5 Meter Durchmesser, 1,2 Meter Breite, Leistung theoretisch ca. 21 kW - ein wahres Monster!

Bei oberschlächtigen Wasserrädern war dies schon etwas schwieriger. Zumeist wurde ein Gebirgsbach oder ein mit stärkeren Gefälle fließendes Gewässer direkt in den Trog umgeleitet, oder aber oberhalb der Mühle wurde ein Wehr zur Zuflußbegrenzung eingerichtet. Über ein Schott oder ein Schütz direkt am Anfang der Rinne konnte so nun der Zufluß auch direkt am Wehr abgesperrt werden, zur Wartung des Kanals. Über den Kanal, ja zum Teil sogar über ein richtiges auf einer Tragkonstruktion stehendem Gerinne wurde dann das Wasser dem Mühlrad zugeführt.
Um nun den Wasserfluß auf das Rad zu begrenzen oder zu unterbrechen gab es Vorrichtungen um das Wasser über das Rad hinwegzuführen oder aber eine Planke des Trogs war niedriger gehalten, so daß, wenn das vordere Schott welches das Wasser auf das Rad freigab mehr oder minder geschlossen war, das Wasser über diese Planke ablaufen konnte.
Inzwischen muß ich mich korrigieren, dann Nachforschungen an alten Mühlen direkt in meinem Umkreis haben ergeben, daß es selbst in meinem Großraum doch einen erheblich größeren Anteil an oberschlächtigen Anlagen gab, als ich bisher angenommen hatte. Viele der Mühlen sind heute nicht mehr in Betrieb, doch bei meinen Erkundungen in den letzten Wochen ist mit aufgefallen, das viele alte Mühlkanäle zu den noch stehenden Mühlgebäuden auf oberschlächtige Wasserräder hindeuten, als auf unterschlächtige Antriebe. Ich war und bin darüber nicht unbedingt erstaunt, es war mir nur nie so bewußt geworden. Allerdings war ich erstaunt darüber, daß einige Mühlkanäle zum Antrieb eine beachtliche Länge von oft mehren hundert Metern haben, um eine entsprechende Fallhöhe am Wasserrad zu erzeugen.

Im Inneren dieser Mühlen befindet sich dann die Maschinerie, deren Anlagen zur Öl- oder Papiergewinnung, zum Sägen von Holz oder Mahlen von Getreide dienten. Andere Wasserräder betreiben Hebeanlagen, Spinnmaschinen, Hammerwerke und vieles mehr.

Später machten dann die Dampfmaschine, gerade in Sägewerken dem Wasserantrieb ein Ende, doch hier ist die Dampfmaschine für mich immer noch der wichtigste Punkt.
 
Dennoch ist für mich die Wassermühle immer noch ein Punkt, an dem ich nicht vorbei komme. Das Rauschen des Wassers über das Wehr, das Rauschen des Wassers im Mühlkanal und am Überlauf sowie das Platschen des Wassers auf den Schaufeln (Das im Volksmund besungene Klappern der Mühle, wird durch die Schüttelvorrichtung am Trichter zum Mahl- oder Schrotgang verursacht!) sind für mich etwas, wo mein Herz rascher schlägt und ich nicht weitergehen kann.

Gern würde ich ein solches Gebäude besitzen oder zumindest mithelfen eines davon zu betreuen, doch leider sind an meinem Wohnort die Mühlen ausgestorben, lediglich die Namen weisen noch auf die einstige Vergangenheit der Gebäude hin, zum Teil sind recht imposante Reste alter Kanäle oder Wehrbauten zu entdecken, doch von den eigentlichen Mühlen fehlt dann zumeist jede Spur, oder die Reste lassen kaum mehr erahnen, welchen Zweck die Gebäude einst hatten.

Die virtuelle Mühle ist nun vielleicht nicht das Richtige, nachdem ich soviel über Mühlen erfahren habe. Daher dachte ich daran, vielleicht ein kleines Mühlenlexikon mit Bildern einzurichten, mit Schwerpunkt auf wassergetriebene, insbesondere Wasserrad-getriebene Anlagen. So ein Mühlenlexikon ist dann doch zu komplex, wie ich nun weiß, so daß ich nun eher zu kleinen virtuellen Rundgängen übergegangern bin, die man sich nun ansehen kann und viel über die Mühle an sich erfahren kann. Daher ist die Virtuelle Mühle von einst nicht mehr im Netz. Statt der eigentlichen virtuellen Mühle möchte ich ein paar kleine, aber ausgesuchte Rundgänge durch die modernere Getreide-Mühlen anbieten.... Es zeigt vielleicht nicht alle Details, aber vermittelt doch einen Überblick über die Vielfalt der Maschinerie in einer größeren Wassermühle.
Um die Sache nun rund zu machen, habe ich nun auch einen virtuellen Rundgang durch zwei Ölmühlen und einen Rundgang durch einige wasserbetriebene historisches Sägewerke, allgemein als Sägemühlen bekannt, hier eingestellt.
Da diese Anlagen immer seltener werden, habe ich auch noch einige Hammerwerke, wie auch die Schleifmühlen folgen lassen. Dann habe ich jetzt noch einige historische Getreidemühlen aus dem Schwarzwald und dem Kahlgrund eingestellt. Auch habe ich inzwischen weitere schöne modernere Getreide-Mühlen die ich besucht habe hinzugefügt.... Ja und letztendlich habe ich dann unter andere wasserradbetriebene Gewerke noch eine Vielzahl besonderer Wasserrad-getriebener Anlagen zusammen gefasst.
Letztendlich suche ich aber immer noch die für mich perfekte Mühle, die mit Wasserrad angetrieben eine schöne, sogeannnte Kunstmühle antreibt.

Papiermühle Ihrig im Modautal
Das moderne Edelstahl/Aluminium Wasserrad der ehemaligen Papiermühle im Modautal

Da diese Seiten auch ständig wachsen, habe ich nun noch einige Links, die vielleicht ein paar Bilder mehr, Informationen mehr oder eben einfach nur die Mühle näher vermitteln, folgen lassen:

 

Etwas am Schluß noch in eigener Sache: Ich träumte immer davon, Wasserräder könnten wieder eine Renaisance erleben, wie moderne Dampfmaschinen, und nun ist es soweit, naja fast soweit: Hier findet Ihr die modernen Wasserräder oder eine allgemeine Beschreibung einiger Wasserkraftmaschinen, damit man versteht, was die Mühle einst mit der Kraft des Wassers antrieb.

Zurück zu Steffens Homepage