Mühlenwanderweg
Ottenhöfen

Der Mühlenwanderweg von Ottenhöfen führt von der Ortsmitte einmal rings um Ottenhöfen herum. Er ist ein Höhenweg mit wenig Steigungen und überwindet insgesamt weniger als 400 Höhenmeter auf rund 12 Kilometer.
Die Strecke beginnt an der Katholischen Kirche direkt am Bahnhof von Ottenhöfen und führt dann entlang der Acher zur Hammerschmiede, quer die Acher und steigt zum Köninger Hof an. Kurz nach der Acherüberquerung kann man dem Fluss weiter folgen und kann die wunderschöne Kopp Mühle am Hagstein besuchen, die erst in den letzten Jahren durch den Schwarzwald Verein wieder zum Leben erweckt worden ist.
Der Köninger Hof verfügt zwar über die Hofmühle, der Antrieb, einst im Tal der Acher gelegen, ist heute nicht mehr vorhanden. Eine solche über Drahtseile betrieben Hofmühle findet man allerdings im Nachbarort von Ottenhöfen, in Seebruck am Decker Hof. Dort wurde eine solche historische Anlage nachgebaut und kann daher im Betrieb bestaunt werden.
Über den Panoramaweg geht es nun ins Rain oberhalb von Furschenbach. Dort erreicht man den Benz Hof mit der Benz Mühle am Bach, auch Benz Mühle im Rain genannt. Sie ist eine der typischen Schwarzwaldmühlen die einem auf dem Wanderweg begegnen, wie auch die Mühle am Hagstein. Die meist vom Hof abseits stehenden Mühlen werden im Alpenvorland auch Hofmühlen oder in Österreich G´machmühlen genannt. Herbert Jütemann, der Bücher über die Hofmühlen des Schwarzwaldes verfasst hat, spricht hingegen von Bauernmühlen.
Denn genau dies waren diese Mühlen - es waren Mühlen die größere Höfe oder Gruppen von Höfen abseits der Ortskerne mit dem wichtigen Mehl versorgten. Nicht alle Bauernmühlen waren Mahlmühlen, es gab auch Sägemühlen, auch Ölschläger und Flachsmühlen. Allen war gemein, daß diese einfach in Konstruktion und Unterhalt waren. Denn kein Mühlenbauer war rasch zu Hilfe, sollte die Mühle eine Wartung oder kleine Reparatur benötigen. Diese wurden daher von den Anrainern selbst vorgenommen. So wurden des Winters nicht bloß Zinken für den Rechen geschnitzt, sondern oft auch neue Kämme für die Hofmühlen gefertigt, nicht selten müsse der Dorfschmied eiserne Drehpfannen oder gebrochene Mühleneisen richten oder gar neu fertigen.
Auf Webstühlen wurden dann die Beutelgänge der einfachen Klopfsichter, Beutelgang genannt, nachgefertigt, oder es wurde eine neue Feder für das Rüttelwerk geschnitzt. so ist die Benz Mühle in der typischen Konstruktion des oberen Schwarzwaldes ein hölzernes Nebengebäude, welches nicht selten ebenfalls mit Stroh, wie die Höfe selbst, gedeckt war. Eine solche schöne Mühle findet sich nicht am Ottenhöfener Wanderweg, sondern abseits oberhalb des Blumendorfes Sasbachwalden, wo die Hofmühle des Straubenhofes in der ursprünglichen Form erhalten und betriebsfähig vorgeführt werden kann.
Von der Benz Mühle geht es dann hinab nach Furschenbach und entlang der Achertalbahn bis zum Bahnübergang. Dort quert man die Bahnlinie und findet sich direkt an der Mühle des Rainbauern. Diese von der Acher betriebene Mahlmühle gilt als Wahrzeichen und dürfte eine der häufigsten Motive sein, die dort abgelichtet werden. Sie wird von einem der Acher entnommenen Mühlkanal betrieben, das Unterwasser fließt direkt nach der Mühle zurück in den Fluss. Wie bei den meisten der Hofmühlen ist im Inneren nur eine Mahlbühne aufgestellt, unter welchem sich das einfach Getriebe befindet, worüber ein Kammrad ein Korbrad antreibt, welches direkt auf dem Mühleisen sitzt. Der Stein wird daher fast unmittelbar vom Wasserrad angetrieben. Über einen auf dem Mühleisen sitzenden Nocken wird dann der Klopfstock für den Beutel bewegt, oder über eine kleine Riemenscheibe der modernere Sechskantsichter in Drehung versetzt. Nicht selten gab es am Ausgang des Sichters dann noch ein Rüttelsieb, Abredder genannt, womit Kleie von gröberen Teilen getrennt wurde. Diese sogenannte Beutelkiste mit direkt eingebauter Mehlkiste stand dann ebenerdig. Die Mühlen waren reine Nutzgebäude, hatten daher wenig Komfort. Einige Mühlen hatten dann einen kleinen Ölschläger verbaut oder eine Hirseschläger.
Von der Mühle des Rainbauern geht es nun wieder leicht ansteigend hinaus zum Mühlhof, einer der vielen Einkehr und Rastmöglichkeiten am Wanderweg, von dort weiter über den Höhenweg zur Bühler Mühle. diese Mühle liegt ebenfalls abseits des Hofes und wird wie die meisten der kleinen Hofmühlen mit einem oberschlächtigen Wasserrad angetrieben. Diese Mühle ist ebenfalls funktionsfähig, zudem gibt es am nahen Mühlbach kleine Modelle, die mit Wasserkraft angetrieben werden.
Der Wanderweg wendet sich der Bundestrasse und zu, und man erreicht die Mühle des Schulze Bure, des Schulze Bauern. Der Schulze Bauer Hof liegt direkt an der Bundesstrasse und ist unauffällig, denn im Gegensatz zu den üblichen Hofmühlen ist wie beim Köninger Hof die Mühle in das Hauptgebäude integriert worden. Das Wasser fließt über einen kleinen Mühlgraben der Radstube zu, die direkt im Anbau des Hofes liegt. Die Mühle selbst ist daher ein Raum des Haupthauses und zu den Hofmühlen gleich eingerichtet: Eine Mahlbühne mit Mahlgang und darunter dann die Beutelkiste mit Sichter. Auch diese Mühle ist funktionsfähig, das Rad kann von aussen durch ein Gitter eingesehen werden.
Die Bundesstrasse bringt den Mühlenwanderer zurück zur Ortsmitte.
 
Wer etwas Puste übrig hat, kann dann die Bundestrasse zum Unterwasser marschieren, dort dann die Benz Mühle im Unterwasser finden, die abseits des Wanderweges direkt an der Strasse steht. Auch diese ist nicht im Hof integriert, sondern steht als eigenes Gebäude nicht in der Hofreite, sondern ausserhalb, aber in der direkten Nähe.
Viele der Hofmühlen hatten recht unkomplizierte Einrichtungen der Wasserzufuhr, doch hier erfolgt die Zufuhr nicht über einen Verschiebekähner, wie an der Benz Mühle am Bach, sondern wie an der Vollmers Mühle mit einem Überschussgerinne und Aufschlagsfalle.
Im Inneren ist die Mühle ebenso wie die anderen Mühlen eingerichtet, auf der Mahlbühne sitzt der Mahlgang mit Rumpfzeug und Trichter, unter der Bühne das einfache Getriebe und davor dann die Beutelkiste mit Sichter.

Der Wanderweg bringt uns daher die Schwarzwälder Bauernmühle absolut näher und auch, wie weit oft die Höfe von den Dörfern oder Ortskernen entfernt lagen. Es macht uns klar, warum diese Mühlen für den Eigenbedarf so unabdinglich waren. Der Aufbau ist dabei für jede Mühle so ählich wie es das Schnittbild in der PDF zur Straubenhofmühle, wo über den einfachen Aufbau mit einem Steingang pro Radachse und je einem Beutelsichter gearbeitet wurde. Diese sogenannten Hof-, Bauern- oder Gmachmühlen begleiten uns nun auf dem Weg.

Es ist ein schöner Wanderweg mit herrlichen Bauernmühlen, die meisten in einem absoluten guten Zustand. Einige der Räder drehen sich zumindest mit Wasser. Auch wenn der Weg wenig beschwerlich ist, wenig im Anstieg und den Abstiegen ins Achertal , ist der Weg eine schöne Tour, die sich innerhalb der 3,5 Stunden sicher wandern lässt, wenn auch für Kinder vielleicht etwas lang. Familien mit wenig wander-erfahrenen Kindern sollten vielleicht abkürzen, und von der Hammerschmiede einfach die Acher entlang zur Rainbauernmühle wandern, um von dort zum Benz-Hof für eine Einkehr aufzusteigen, und dort eine der Mühlen genauer in Augenschein nehmen zu können.
Für Mühlen-interessierte ist er jedoch absolut geeignet und es gibt in Deutschland wenig schönere Mühlenwanderwege.

Für alle Interessierte habe ich den Mühlenwanderweg für Google Earth aufbereitet. Dieser Weg mag sich nicht für alle GPS Geräte eignen, da er in Google Earth rekonstruiert wurde, doch dies mag auch ein Verschulden meines GPS Trackers sein, der hier zu ungenau arbeitete. Doch habe ich mit dieser Datei es geschafft, auch die Mühlenstandorte zu markieren und die gesammelten Informationen zu den Mühlen zur Verfügung zu stellen, die entlang des Weges gewesen waren.
Die Datei kann man hier herunterladen, oder sich direkt in Google Maps lassen.

 

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